Fakten-Check zur Hypnosetherapie
Das hört sich ja alles ganz gut an. Nur - gibt es für die Wirksamkeit der Hypnosetherapie auch wissenschaftliche Beweise? Ist das - wie man heute sagt - evidenzbasiert oder nur Hokuspokus? Bevor ich Ihnen zeigen möchte, was es an Belegen für den therapeutischen Wert gibt, zunächst vorweg: Hypnose darf in Deutschland zu heilkundlichen Zwecken nur dann jemand einsetzen, wenn er oder sie über eine Heilerlaubnis verfügt. Das ist z.B. bei ärztlichen und psychotherapeutischen Psychotherapeuten und Heilpraktikern der Fall. Heilkundliche Zwecke, das sind alle die Fälle, wo eine Erkrankung behandelt werden soll - und es nicht nur um Wohlfühlen geht. Die Behandlung von Adipositas und die Raucherentwöhnung, aber auch die Behandlung von Ängsten und Phobien fallen unter diese Kategorie.
Damit sind wir schon einen deutlichen Schritt weit vom Hokuspokus entfernt. Denn die Erlangung einer Heilerlaubnis setzt eine medizinische Kompetenz voraus, über die jede Berufsgruppe eine Prüfung ablegen muss. Aber jetzt zur eigentlichen Methode:
Gibt es wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit der Hypnose?
Ja, die gibt es. Nicht für alle Anwendungsbereiche, aber für einige wichtige. Ich versuche das Thema hier sehr transparent aufzuarbeiten, um Ihnen eine Orientierung zu geben.
- Häuser et al. untersuchten in einer Metastudie die "Wirksamkeit, Sicherheit und Anwendungsmöglichkeiten medizinischer Hypnose" im Zusammenhang mit medizinischen Eingriffen und kommen zu dem Schluss, dass eine "robuste Evidenz ... für die Reduktion von Schmerz und psychischer Belastung" vorliegt (Häuser W, Hagl M, Schmierer A, Hansen E: The efficacy, safety and applications of medical hypnosis—a systematic review of meta-analyses. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 289–96. DOI: 10.3238/arztebl.2016.0289; zuletzt abgerufen am 21.12.2020).
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M. Eimer stellte 2009 im Deutschen Ärzteblatt dar, dass das Verfahren "Bei Ängsten und Schmerzen hocheffizient" ist (Deutsches Ärzteblatt, PP, Heft 5, Mai 2009: 213-214; zuletzt abgerufen am 21.12.2020).
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Revenstorf et al. von der Universität Tübingen werteten 2003 ca. 200 Studien aus, um die Wirksamkeit und Indikationsbreite der Hypnotherapie zu überprüfen. Eine empirisch belegte Wirksamkeit ergab sich u.a. für Phobien, Belastungsstörungen, Übergewicht, Schlafstörungen, psychosomatische Beschwerden und Tabakabusus.
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Revenstorf et al. reichten 2003 auch einen Antrag zur Anerkennung als wissenschaftlich fundierte Methode ein, der 2006 vom Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie der Bundesregierung bewilligt wurde: Revenstorf et al. (2003). Expertise zur wissenschaftlichen Evidenz der Hypnotherapie. Expertise für den Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie der Bundesregierung.
Sicherlich gibt es auch unter Hypnotiseuren schwarze Schafe - aber die Methode an sich ist - immer vor dem Hintergrund einer fundierten Anamnese und Diagnosestellung - äußerst sicher und in vielen Fällen sehr wirksam.
Zur Autorin: Bettina Vidal ist als Hypnotiseurin in Hannover tätig.